Elternsein - eine Reise ohne Navi

Elternsein ist eine Reise. Du steigst ein, obwohl du keine genaue Landkarte hast, keinen klaren Plan, nicht mal eine Ahnung, was dich wirklich erwartet. Am Anfang fühlst du dich vielleicht verloren, unsicher, suchst Halt in Büchern, Tipps, Meinungen. Du willst alles richtig machen, keine Fehler, nichts verpassen.

So ging es mir. Noch bevor meine Kinder da waren, wollte ich alles perfekt vorbereiten. Ich habe gelesen, recherchiert, mich innerlich gesammelt und gestärkt, um bereit zu sein für das, was kommt.

Eine gute Bekannte, deren Kinder schon erwachsen waren, sagte damals zu mir: „Wir werden Fehler machen. Das ist normal. Später wirst du vieles anders sehen und dich fragen, ob du es nicht besser hättest machen können.“ Ich war mir zu dem Zeitpunkt noch sicher, dass mir das nicht passieren würde. Ich wollte keine „Fehler machen“. Ich wollte mir nichts vorwerfen müssen.

Das erste Jahr lief scheinbar fehlerfrei. Ich stillte, trug, ließ mein Kind bei mir schlafen – alles „richtig“. Doch dann kamen die ersten Entscheidungen, die wir als Eltern für unsere Tochter treffen mussten. Entscheidungen, über die wir lange nachdachten und die ich heute trotzdem anders treffen würde.

Lange habe ich mich dafür selbst verurteilt. Nächte verbrachte ich mit Gedanken: Hätte ich doch nur anders reagiert. Ich trauerte um das, was ich nicht gesehen hatte. Ich war wütend auf mich selbst.

Dann begann ich, genauer hinzuschauen. Ich sah, warum ich so gehandelt hatte – aus Angst, aus Unsicherheit, aus Liebe und dem Wunsch, alles richtig zu machen. Meine Fehler waren keine Stolpersteine, sondern Wegweiser. Mein innerer Kompass, der mich zurück zu mir selbst führte.

Fehler sind kein Zeichen von Schwäche. Sie sind Brücken zu deinem Wachstum. Sie zeigen dir, wo du stehst, welche Muster dich prägen und was sich verändern will.

Der Schlüssel liegt darin, sie nicht wegzuschieben oder zu verdrängen. Lass die Gefühle zu, die sie in dir auslösen. Durchlebe sie – mit all der Trauer, der Wut, der Enttäuschung. Und dann, mitten in diesem Prozess, schenk dir deine Liebe. Nicht trotz deiner Fehler – sondern gerade deswegen. Denn du wächst, du bist echt, du bist auf dem Weg.

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